Kaschmir - woher kommt der luxuriöse Stoff? Wo liegt der Ursprung der beliebten Kaschmirwolle? Und wieso ist Kaschmir so teuer? Die Edelwolle hat nicht ohne Grund den Status der Königsfaser ergattert. Bis in unsere Schränke und zur heutigen Beliebtheit des Stoffes hat das Textil eine sehr lange Reise zurückgelegt, die sich geschichtlich viele Jahrhunderte zurückverfolgen lässt.
Alle Fragen rund um die traumhaft weiche Edelwolle beantworten wir hier. Kommen Sie mit uns auf eine Reise in die Vergangenheit und zur Herkunft von Kaschmirtextilien.
Kaschmir - woher die Edelwolle ursprünglich stammt
Alle Wege führen nach Rom – so auch der Weg in die Vergangenheit von Kaschmir. Denn der Legende nach erkannte bereits Julius Caesar die Besonderheit der edlen Wolle. So wurde Kaschmirwolle angeblich schon in der antiken Römerzeit hoch geschätzt. Der eigentliche Ursprung des Luxusmaterials reicht allerdings noch viel weiter in der Zeitgeschichte zurück: bereits um das Jahr 1.000 v. Chr. begehrten nomadische Hirtenvölker der gebirgigen Hochebenen Zentralasiens den natürlichen Rohstoff ihrer Ziegen.
Spult man in der Zeitgeschichte ein wenig vor, findet man die Vorliebe für das außergewöhnliche Textil auch in der Historie des frühen 16. Jahrhunderts. Unter der Herrschaft von Zahir ad-Din Muhammad Babur, ein Nachkomme Timurs und Dschingis Khans, entwickelte sich die Kunst der Kaschmirweberei so rasant, dass rund 60.000 Arbeiter in der nördlichen Provinz des indischen Reiches mit der Gewinnung der edlen Kaschmirfaser beschäftigt waren. Lange Zeit war die luxuriöse Faser jedoch lediglich Königshäusern vorbehalten. Dies prägte auch den Beinamen von Kaschmir als „Faser der Könige“. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gründete ein Großmogul des indischen Reiches zahlreiche Handelsniederlassungen in Europa und eröffnet somit der Edelwolle den Weg nach Europa.
Erst mit Anfang des 19. Jahrhunderts kam die gesamte europäische Elite in den Genuss von Kaschmirwolle. Das edle Textil ist zu dieser Zeit nach wie vor ein exklusives Besitztum der Reichen und Mächtigen. In den darauffolgenden Jahrzehnten verhalf Kaiserin Eugenie, die Ehefrau von Napoleon III., dem wertvollen Textil in Paris und ganz Europa zu einer bis dahin unerreichten Beliebtheit. Aufgrund der immensen Nachfrage steigerte sich der Wert der Kaschmirfaser ins schier Unermessliche. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelt sich Kaschmir zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Damengarderobe des europäischen Geldadels.
Es gab sogar Zeiten, in denen der Preis für einen Schal aus Kaschmir den Wert einer Pferdekutsche überstieg...
Wo wird Kaschmir hergestellt?
Heute sind die Mongolei und China die mit Abstand größten Erzeugerländer. Des Weiteren hat die Gewinnung von Kaschmir im Iran, Afghanistan, Pakistan, Indien und Nepal lange Tradition. Auch außerhalb von Asien gibt es mittlerweile große Zuchtfarmen in Australien, Neuseeland und Schottland. Aufgrund der fehlenden Höhenlage und weniger extremen Temperaturschwankungen in diesen Ländern, ist die Qualität der Kaschmirfaser dieser Regionen weniger gut ausgeprägt.
Der Name der Edelwolle leitet sich von dem gleichnamigen Bundesstaat im nord-westlichsten Teil Indiens ab. Im Laufe der Geschichte hat sich die Region zu einem wichtigen Kreuzungspunkt großer Karawanenstraßen entwickelt und bildete eine wichtige Brücken- und Knotenfunktion zwischen Vorder-, Zentral- und Südasien. Heute wird das Gebiet aufgrund seiner strategisch wichtigen Lage gleichermaßen von Indien, Pakistan und China beansprucht.
Wie wird die Edelwolle gewonnen?
Die edle Kaschmirwolle stammt von der Unterwolle (Duvet) der schlappohrigen und gehörnten Kaschmirziegen, die vor ihrer heutigen Verbreitung ausschließlich in den Hochebenen Zentralasiens beheimatet waren, wo sie in kleinen Herden lebten. Die natürlichen Farben des prächtigen Fells von Kaschmirziegen sind Weiß, Grau, Braun und Schwarz. Die Ziegen gehören in ihrem Ursprungsgebiet nicht einzelnen Rassen an, sondern bilden Rassengruppen, die sich durch die Merkmale ihres Unterfells unterscheiden.
Unterschiedliche Kaschmirarten ergeben sich aus den unterschiedlichen Faserstrukturen der ca. 20 verschiedenen Untertypen der Kaschmirziege. Die Faserstruktur wird hierbei von dem vorherrschenden Klima in der jeweiligen Region geformt. Kaschmirziegen aus dem Himalaya Gebirge haben beispielsweise überdurchschnittlich weiches und feines Unterhaar, um sich vor den eisigen Temperaturen der Gebirgsketten zu schützen.
Und welches Kaschmir ist das Beste? Das lässt sich pauschal nicht so einfach beantworten. Abgesehen von den unterschiedlichen Eigenschaften der Kaschmirfaser, hat vor allem auch die Verarbeitung zu Garn und weitere Produktion der Textilien entscheidenden Einfluss auf die Qualität. Dazu können Sie in unserem Artikel „Kaschmir – Eigenschaften und Gewinnung der Edelwolle“ genaueres lesen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass der Ertrag aus dem feinen Duvet (Unterwolle) besser und größer ausfällt, je kälter der Winter war. Durchschnittlich produziert eine Kaschmirziege nur ca. 150 bis 200 Gramm Flaumhaar pro Jahr. Die Frage, warum Kaschmir so teuer ist ergibt sich aus der natürlichen Knappheit der Faser und der stark vorhandenen Nachfrage für das Luxusmaterial. Ebenso ist der Stoff in der Herstellung mit hoher Komplexität verbunden.
Für die Herstellung eines Pullovers aus reinem Kaschmir wird der jährliche Ertrag von ca. 2-5 Tieren benötigt. Zum Vergleich: Aus dem Ertrag an Schafwolle von einem Tier lassen sich durchschnittlich mehr als 10 Pullover produzieren.
Auf unserem Planeten gibt es nur rund 100 Millionen Kaschmirziegen. Der jährliche Anteil von Kaschmirwolle am Weltmarkt entspricht weit weniger als 0,05% des weltweiten Faserverbrauchs.
Wie fühlen sich Kaschmirziegen am wohlsten?
Das größte Gebirge unserer Erde - der Himalaya - zeichnet sich durch eine Länge von gut 2.500 km von Pakistan bis zum indisch-chinesischen Grenzgebiet in Arunachal Pradesh und einer Höhe von bis zu über 8000 Meter aus. Hier leben die Kaschmirziegen auf rund 4.000 Höhenmetern.
An die extreme Kälte ihrer Heimat in den Wintermonaten, haben sich die Kaschmirziegen im Laufe der Zeit natürlich angepasst: die Tiere schützen sich mit einem lockeren Vlies aus langem und relativ grobem Haar, dem sogenannten Grannenhaar. Darunter wächst ein sehr weiches, feines, glattes und wärmendes Flaumhaar, das Duvet. Aus diesem Duvet wird die eigentliche Kaschmirwolle gewonnen.
Heute leben die meisten Tiere in der Volksrepublik China und der Mongolei. Nach 1970 wurden auch in Australien und Neuseeland große Kaschmirziegen-Farmen aufgebaut, um die Ziegen zu beheimaten. In Europa werden hauptsächlich weiße Zeigen gezüchtet, da sich weiße Wolle beliebig färben lässt.
Anfang des 19. Jahrhundert wurde dem Pariser Tiergarten ein Ziegenbock aus Indien geschenkt, der schließlich Stammvater der französischen Ziegenzucht wurde. Der ursprüngliche Plan eine eigene Kaschmirziegenzucht in Frankreich aufzubauen, ist allerdings fehlgeschlagen.
Werden die Ziegen in (zu) großen Herden gehalten, ist es unmöglich jeder Ziege ausreichend Pflege und Aufmerksamkeit zu schenken. Tierschützer argumentieren daher zurecht, dass es bei dieser Art der Zucht oftmals zu folgenden Problemen kommen kann:
- Die feinen Haare der Unterwolle werden nicht schonend ausgekämmt.
- Stattdessen wird das Fell geschoren, was bei den Kaschmirziegen viel Stress auslösen kann.
- Oft werden sie auch zu früh und zu oft geschoren, was Krankheiten auslösen kann.
In der Regel ist diese Art des Umgangs bei der Haltung von kleineren Herden nicht der Fall. Hier wird die natürliche Lebensform der Ziegen respektiert. Daher ist es ratsam sich ausgiebig zu informieren, wo genau Ihr Kaschmirpullover herkommt. Das Wohl der Tiere sollte ausnahmslos die gleiche Priorität wie die Qualität der Wolle erfahren.
Für die Produktion unserer Kaschmirtextilien wird die Unterwolle der Kaschmirziegen sorgsam mit der Hand ausgekämmt. Wir haben größten Respekt vor der Arbeit der Hirten und dem natürlichen Lebensumfeld der Ziegen. Für nähere Informationen zögern Sie bitte nicht sich an uns zu wenden!